Fränkische Kultur


Es entspricht keinem Wunschdenken, sondern der Realität, wenn man den Süden bzw. Südwesten des heutigen Freistaats Thüringen als Teil der Kulturregion Franken betrachtet. Das zeigt sich auch heute noch auch im kulturellen Leben und Alltag der Region. Die etwas abgeschiedene Lage hinter dem Rennsteig innerhalb der ehemaligen DDR („Autonome Gebirgsrepublik Suhl“) und ein gewisser Stillstand bzgl. der Bausubstanz haben manches erfreulicherweise sogar besser erhalten als im benachbarten Ober- und Unterfranken und Osthessen.

Kulinarisches

  • Quasi schon auf den ersten Bissen merkt man, dass die Bratwurst südlich des Rennsteigs nur wenig mit der Thüringer Roster gemeinsam hat, sondern z.B. in Suhl sehr stark einer Coburger Bratwurst gleicht. Der Thüringer Kloß müsste strenggenommen eigentlich Fränkischer Kloß heißen, weil dieser erstmals im fränkischen Effelder erwähnt wurde. Die Küche in unserer fränkisch geprägten Region hat generell einen sehr starken Bezug in die benachbarten fränkischen Gebiete in den Bundesländern Bayern und Hessen. Thüringer (Rost-)Bratwurst und Thüringer haben sich jedoch im heutigen Südthüringen als Marken massiv etabliert.
  • Auch bei den weiteren Wurstwaren unterscheiden sich die Auslagen beim Metzger doch deutlich, genauso wie zu Zubereitung der Sonntagsbräten.
  • Dies setzt sich auch beim Bäcker fort.

Klar ist, dass seit der Rennsteig kein nur schwer überwindbares Hindernis mehr darstellt, dass sich die „Grenzen“ vor allem seit dem 19. Jhd. doch zunehmend verwaschen.

Architektur

Die mittelalterliche Architektur unserer Region ist vorwiegend fränkisch, sofern diese nicht z.B. durch zugereiste Bergleute mitgebracht wurde. Beispiele sind das Hennebergisch-Fränkische Fachwerk und das für große Teile Frankens typische Bauernhaus mit integriertem Stall.
Die nachmittelalterliche Architektur unterscheidet sich zu großen Teuilen nicht mehr von der Architektur anderer Regionen Deutschlands.

„Breitenkultur“ und Bräuche

Die kulturräumliche Zuordnung und Herkunft im heutigen Südthüringer heute noch und in der jüngeren Vergangenheit gelebter Bräuche wurde bisher nicht wissenschaftlich untersucht und bearbeitet. Dennoch ist für viele Bräuche eine Zuordnung zu Ober- und Unterfranken bekannt oder zumindest zu vermuten.

Kirchweih

Die mit einer umfangreichen mehrtätigen Zeremonie ausgestattete Plankerwa des Itzgrundes und auch die Kirmes, die man in unserer Form von Unterfranken, über das Henneberger Land bis in die Randgebiete des thüringisch-obersächsischen Kulturraums findet, findet man nördlich erst seit kurzem in Form von ersten Nachahmungen. Der Begriff Kirmes hat in seinen verschiedenen Schreibweisen ein sehr großen Verbreitungsgebiet, welches über Franken weit hinausreicht. Den Begriff Kerwa findet man jedoch nur in Franken, vom heutigen Südthüringen bis hinunter nach Mittelfranken.
Am Ständala, dem von Blasmusik und Tanz Kirchweihumzug der Kirchweihgesellschaft durchs Dorf, wird vielerorts auch Fränkische Volksmusik gespielt und es werden die für Franken typischen Tänze getanzt. Auch wenn die Thüringer Tracht als Modeerscheinung ebenfalls in Franken zu finden ist, ist in der Tracht des heutigen Südthüringen, welche ebenfalls bei der Kirchweih eine wichtige Rolle spielt, ein eindeutig dominierender Bezug zu Franken vorhanden.
Echte Tanzlinden findet man heute nur noch in Oberfranken und im heutigen Südthüringen. Früher gab es diese auch im angrenzenden Unterfranken, nördlich des Rennsteigs und in anderen Regionen Deutschlands finden sich lediglich einfache Kopien.

Im November 2018 haben wir ein Webprojekt zur Fränkischen Kirchweih offiziell gestartet.

Bräuche

Insbesondere im Raum Meiningen und Hildburghausen haben sich bis heute viele Bräuche erhalten, die einen einseitigen starken Bezug zu Franken oder zu Süddeutschland besitzen.

Mentalität und Dialekt

Vielen Menschen der Region ist recht wichtig bei passender Gelegenheit darauf hinzuweisen, dass sich die eigene Mentalität zu der der Menschen im Thüringer Becken doch deutlich unterscheidet.

Als Ergebnis der ehemaligen innerdeutschen Teilung hat sich allerdings auch bei vielen Menschen der Region die Fehlauffassung verbreitet, südlich des Rennsteigs wären die Echten Thüringer zuhause, weil sie selbst nicht sächseln. Das Wissen zu den Fränkischen Dialekten im heutigen Thüringen fehlt hier leider oft.

Weitere Beispiele fränkischer Erkennungsmerkmale unserer Region

Vereinswesen

  • Es existieren auf beiden Seiten der Landesgrenze mehrere thüringisch-fränkische bzw. thüringisch-bayerische Traditions- und Geschichtsvereine.
  • In ganz „Südthüringen“ gibt es immerhin fünf Fan-Clubs des 1. FC Nürnberg, jedoch nur einen einzigen Fan-Club von Rot-Weiß Erfurt.
  • Die Schachabteilung der SG 1951 Sonneberg e.V. gehört zum Kreisverband Coburg/Neustadt, Lichtenfels/Kronach.
    Die Längergrenzen übergreifende Vereinspartnerschaften sind sehr häufig.

Kultur

  • 2013 gewannen die Sumbarcher Waschweiber (Sonneberger Waschfrauen) den Titel „Supernarr“ beim gleichnamigen Wettbewerb der „Fastnacht in Franken“ des Bayerischen Fernsehens.
  • Die Original Südthüringer Musikanten aus Frankenblick/Effelder probten viele Jahre im bayerischen Weißenbrunn vorm Wald (Stadt Rödental).