Aufgewachsen in einem gleichermaßen bodenständigen, natur- und landschaftsverbundenen wie auch progressiven und liberalen Elternhaus war ich zwar schon immer offen für Heimatgeschichtliches gewesen, aber bis 2012 war ich in der „Fränkischen Sache“ nicht aktiv gewesen. Das änderte sich 2012, als ich als 2004 vom Landkreis Coburg in den Landkreis Sonneberg Zugezogener im Rahmen der Diskussion um eine geplante Kreisgebietsreform in Thüringen wirklich sehr erschrocken darüber war, wie sehr man in der öffentlichen Diskussion um die Begriffe Franken und fränkisch herumeierte und damit die fränkische kulturelle Identität des heutigen Südthüringen unter den Teppich kehrte. Mir war schon als Kind klar gewesen, dass die ehemalige innerdeutsche Grenze, die ehemalige Grenze zwischen NATO und Warschauer Pakt, eine eigentlich in sich geschlossene Landschaft und Region zerteilte. Das lag nicht nur an einem Teil meiner „Ost-Verwandtschaft“ in Almerswind, sondern auch an der Kenntnis des ursprünglichen Ursprungs meines Nachnamens in der Pflege Coburg, welche recht genau dem Itzgründischen Dialektraum entspricht.
Irgendwann Ende 2012 oder Anfang 2013 sagte ich sinngemäß zu meiner Frau: „Das kann doch nicht wahr sein, dass man so dermaßen die fränkische kulturelle Identität der Region unter den Teppich kehrt. Da muss was getan werden!“ Hier schlug mein wohl überdurchschnittlich stark ausgeprägter Gerechtigkeitssinn zu. Die Antwort meiner Frau: „Dann mach doch.“.
Am 31.8.2013 gründeten Im Weißen Schwan in Forschengereuth sieben Sonneberger und Suhler den Verein Henneberg-Itzgrund-Franken e.V.. Wenige Monate vorher war ich bereits dem Verein Fränkischer Bund e.V. beigetreten. Der Gründung eines separaten Vereins im Freistaat Thüringen lagen strategische Überlegungen zu Grunde: Wir wollten die Thüringer Landespolitik beeinflussen. Das wäre mit einem Freistaat Bayern ansässigen Verein wohl schwieriger gewesen.
Der neue Verein wuchs auf zeitweise gut 50 Mitglieder an. Mit zahlreichen öffentlichkeitswirksamen Veranstaltungen und Aktionen und umfangreicher, sachlicher und konstruktiver Schreibtischarbeit in Form von Pressemitteilungen, Stellungnahmen und Rundschreiben, auch zu geeigneten tagespolitischen Themen, waren wir doch recht erfolgreich gewesen. Wir konnten die Diskussion und Aufklärung um die Frage der fränkischen Identität erfolgreich aus der Diskussion zur Kreisgebietsreform herauslösen, auch wenn wir uns natürlich auch an der Sachdiskussion dazu beteiligten. Allerdings bekamen wir trotz mehrfacher Versuche in Erfurt kein Gehör für unser Kernanliegen. So mussten wir die Sache mit einem leider wieder erfolglosem Offenen Brief Ende September 2015 und mit dem Start eines Volksbegehrens für einen Wechsel des Altkreises Sonneberg in den Freistaat Bayern am 31. August 2016 eskalieren. Dieses Druckmittel führte letztendlich zu einem doch nennenswerten Durchbruch. Es gab Gespräche mit dem Thüringer Ministerpräsidenten Bodo Ramelow. Auf eine Initiative aus Reihen des Fränkischen Bundes hin beschloss der Bezirkstag von Oberfranken 2017, dass 2019 der Tag der Franken erstmals länderübergreifend in Sonneberg (Thüringen) und Neustadt bei Coburg (Bayern) stattfinden wird. Am Tag der Franken 2019 gab uns Bodo Ramelow das Versprechen, dass er die entsprechenden Unterrichtsmaterialien an den Schulen im Freistaat Thüringen im Sinne unseres Kernanliegens prüfen lassen wird. Uns liegen zwar hierzu bis heute keine Ergebnisse vor. Aber wir nahmen diese positive Entwicklung zum Anlass am 26.10.2019 die Auflösung unseres Vereins in Thüringen zu beschließen und uns so in den Fränkischen Bund zu integrieren.
Am 31.3.2019 wurde ich bereits in den Vorstand des Fränkischen Bundes gewählt. Seit 2014 bin ich dort eine der führenden Leute beim Thema Kulturregion Franken. Die 1. Gesamtfränkische Kirchweihtreffen war ein Baby von mir und einem Vereinsfreund aus Milz gewesen. Aktuell liegt mein Schwerpunkt im Fränkischen Bund, neben dem Tagesgeschäft wie Pressemitteilungen und Rundschreiben, beim Webprojekt zur Fränkischen Kirchweih. Wenn die aktuelle Corona-Situation mal wieder vorbei sein sollte, wird es wieder diverse Veranstaltungen u.a. der Regionalgruppe Itzgrund-Henneberg geben, deren Ansprechpartner ich seit 2020 bin. Wenn das Webprojekt zur Fränkischen Kirchweih inhaltlich mal abgeschlossen sein sollte, habe ich noch ein anderes größeres gesamtfränkisches Projekt für den Fränkischen Bund in der Schublade liegen. Keine Angst! Es wird nicht ein erneutes Verfahren zur Bildung eines Bundeslandes Franken sein. 😉 Hier wartet auch der Fränkische Bund seit einer Satzungsänderung im Jahr 2012 auf eine bundesweite Neugliederung des Bundesgebietes.
Martin Truckenbrodt, Seltendorf, 2.1.2021